Interview Lars Heinzer

Was waren deine Erwartungen als du Deinen Zivildienst bei uns angetreten hast?
Ich hatte von meinem kurzen Besuch vor dem Einsatz den Eindruck einer sehr offenen und willkommen heissenden Atmosphäre gewonnen. Dies bestätige sich auch während meiner Arbeit im Treff. Ich erwartete eine abwechslungsreiche Arbeit mit viel persönlichem Kontakt. Die vielen Stammkundinnen und Stammkunden lernt man während der Zeit hier tatsächlich sehr gut kennen. Der Treff bot das soziale und offene Umfeld das ich mir erhoffte.

Was bedeutet heute insieme Zürich für dich?
insieme ist für mich eine vielseitige Organisation, die für Menschen mit Beeinträchtigung eine wichtige Funktion in ihrem sozialen, kulturellen und persönlichen Leben spielt. Menschen mit Beeinträchtigung erleben sich hier als gleichberechtigt und als akzeptiert. Es wird aber auch an ihre Eigenverantwortung appelliert, etwas was in eher regulierten Institutionen oft zu kurz kommt. Insieme bietet hier Abwechslung, die Möglichkeit neue Kontakte zu knüpfen und neue Erfahrungen zu machen.

Unser Treff ist bekanntlich vielfältig, flexibel und das Angebot variantenreich. Gibt es einen Anlass oder eine Aktivität, welche dich speziell fasziniert hat?
Die musikalischen Anlässe gefielen mir sehr, einerseits, weil viele verschiedene Personen daran teilnahmen, andererseits, weil ich die Stimmung als sehr ausgelassen und fröhlich empfand. Ist das Publikum an anderen Orten an einem Samstagnachmittag eher zurückhaltend, tanzen hier einige Gäste ab der ersten Sekunde ausdrucksvoll und ohne Hemmungen.

Gibt es eine Situation oder ein Ereignis, das dir besonders in Erinnerung geblieben ist
Mir gefielen die Situationen am Abend, wenn alle Hocker an der Bar besetzt waren und die Gäste von ihren Erfahrungen, Problemen und Wünschen erzählten, wenn sie Fragen stellten und viele interessante Gespräche entstanden. Gastronomie hinter der Theke wird so zu einem wirklich sozialen Beruf in dem es nicht nur um Konsum, sondern viel mehr um den persönlichen Kontakt geht.

Unsere Gäste bilden das Herz von insieme Treff. Wie das Programm sind auch Sie facettenreich und immer für eine Überraschung gut. Wie war deine Beziehung zu Ihnen und wie hat sie sich während deinem Einsatz entwickelt?
Wie bereits erwähnt empfand ich die Gäste als sehr herzlich und offen. Sie waren oft meine erste Anlaufstelle bei Fragen, da sie den Treff so gut kennen und über viele Abläufe Bescheid wissen. Während dem Einsatz lernt man viele Personen näher kennen. Ich empfand auch den Kontakt den die Gäste untereinander pflegen als sehr solidarisch, es wird sich herzlich um neuere Leute oder um Personen, die etwas mehr Hilfe brauchen gekümmert. Alle scheinen willkommen zu sein, diesen Eindruck vermitteln die Gäste an vorderster Front.

Was waren deine Aufgaben und wie spannend war dein Einsatz?
Ich habe verschiedene hauswirtschaftliche Aufgaben übernommen, habe geputzt wo es gebraucht wurde, beim Kochen geholfen, kleinere administrative Aufgaben übernommen. Einen gewichtigen Teil meiner Arbeit verbrachte ich hinter der Bar, bediente die Gäste, sorgte für ausreichenden Nachschub an Getränken und Snacks. Bei den grösseren Veranstaltungen unterstütze ich das Team bei den direkten Vorbereitungen. Immer wieder war aber auch genug Zeit um mit den Gästen zu sprechen, bei einzelnen Fragen oder Problemen zu helfen und natürlich auch bei den verschiedenen Spielen aktiv mitzumachen.

Feedback an das Team
Ich erlebte das Team als sehr engagiert. Einerseits sind viele Abläufe routiniert, vieles bereits weit im Voraus geplant, andererseits braucht es aber auch eine hohe Flexibilität, da im Treff immer sehr viele verschiedene Interessen und Wünsche zusammenkommen. In diesem Zusammenspiel von Planung und Improvisation empfand ich das Team als sehr eingespielt und stets souverän. Das Team ist so verschieden wie die Gäste im Treff, so dass verschiedene Personen ganz unterschiedliche Interessen und Bedürfnisse der Gäste abdecken, was so denke ich eine spannende Abwechslung für die Gäste darstellt, aber auch als Gesamtkonzept kohärent erscheint.

Wir danken dir von Herzen für deinen grossartigen und äusserst wertvollen Einsatz. Was für Ratschläge möchtest du deinem Nachfolger geben?
Ich kann eigentlich nur empfehlen auf die Gäste zuzugehen, ihnen gut zuzuhören und sie bei Fragen auch direkt zu adressieren. Menschen mit Beeinträchtigung bringen sehr viele verschiedene Ressourcen mit sich, die man nicht immer auf den ersten Blick erkennt, die bei genauerem Hinschauen aber sehr beeindruckend und vor allem im Treffalltag sehr hilfreich sein können.